Der Weg einer Freud'schen Designlösung
Frau Schönhart ist eine langjährige Psychotherapeutin mit Spezialisierung in Psychoanalyse sowie Säuglings-, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, für deren Praxis wir ein komplett neues Branding erstellen durften. Das Ziel war, die Persönlichkeit von Schönhart, sowie den Einfluss, den sie auf ihre Patienten hinterlassen möchte, grafisch festzuhalten.
Im August starteten die ersten Briefing- und Brainstorming-Phasen und bald war ich ein fixer Bestandteil dieses Projekts. Zusammen mit Art Direktorin Julia arbeitete ich an dem komplett neuen visuellen Auftritt von Schönhart, welches wir in einem Brandbook zusammenfassten.
Ich bekam die Aufgabe, verschiedene Entwürfe für das neue Logo zu gestalten und habe mich dabei stark von dem Gebäude, in dem sich die Praxis befindet, inspirieren lassen. So verarbeitete ich beispielsweise die sich elegant wiederholenden Muster der Altbaufliesen in meinen Entwürfen. Zuerst hielt ich alle schönen Muster und Farben, die mir während des Tages begegneten, mit meinem Handy fest und erstellte mit Hilfe dieser Fotos ein Moodboard. Darin waren verschiedene Muster der Altbaufliesen und Fotos des Gebäudes, das in seiner Architektur sehr symmetrisch ist, zu sehen. Davon inspiriert entwickelte ich ein Logo, das gleichzeitig in Wiederholungen eingesetzt, ein Muster ergeben kann. In weiterer Folge werden in diesem Logo die zwei Hemisphären des Gehirns dargestellt. Die zwei zusammenhängenden Kreise visualisieren dabei die psychologischen Zusammenhänge beider Hälften. Oben befindet sich eine metaphorische Öffnung, damit die aufgenommenen Informationen der Therapie in das Gehirn gelangen und in Form von Gedanken zirkulieren. Auf diese Weise entstand ein bedeutungsvolles und dennoch abstraktes Bild-Logo. Das Schriftlogo holt mit der Font „Electra“ das klassische Wien und die Eigenheiten des Standorts der Praxis unseres Kunden weiter in den Mittelpunkt. Sie wurde 1935 von William A. Dwiggins für Linotype entworfen und kombiniert die klassischen Wurzeln mit dem Zeitgeist der 1930er Jahre, sowie Charakteristiken des Bauhauses und des Art Deco. Die Schriftart lehnt sich somit subtil an den Wiener Jugendstil, ist aber dennoch modern und vor allem webfähig.
Auf ähnlicher Weise erarbeiteten wir die Farbpalette: Einerseits repräsentieren die Farbkombinationen die Marke Schönhart in ihrem Kerngebiet, andererseits das Gebäude und die Praxis mit ihrer Einrichtung. So beinhaltet die Palette unter anderem die Farbe „Weihburgweiß“, ein eigens für diesen Kunden benanntes Weiß, welches sich vom Standort ableiten lässt.
Mit jedem Projekt wachsen mein Wissen und meine Erfahrung im Bereich Design und Branding. Was ich jedoch am interessantesten bei diesem Projekt fand, war, wie viel man von der direkten Umgebung und unserem Alltag an Inspiration mitnehmen kann. Das Entwerfen des Logos machte mir am meisten Spaß, weil ich vollkommene kreative Freiheit hatte und somit mehrere Entwürfe und Ideen einbringen konnte. Die gesamten Entwürfe des Teams betrachteten wir im Designprozess immer wieder in Hinblick auf unser Briefing. In mehreren Entwurfs- und Feedback-Runden mit Julia kristallisierte sich so das fertige Rebranding heraus. Natürlich ist der schönste Part am Ende das fertige Produkt zu sehen, alle im Team ihren Teil beigetragen haben und man weiß: Das hat alles mit einer simplen Skizze auf Papier begonnen.
– Oktober 2021, Aya Gadelhak